Ich bin deiner Meinung.
Auch ich kaufe nur noch wenig in der Migros ein. So leid es mir tut, aber die Konkurrenz ist der Migros davon geeilt; nicht nur hat sie vielfach qualitativ bessere Produkte, sondern diese sind teilweise massiv günstiger. Es kommt mir ein wenig so vor, als hätte sich Migros über Jahre/Jahrzehnte hinweg auf ihren Lorbeeren (von früher) ausgeruht und gedacht/gehofft, dass das immer so weiter geht und ihr die Konkurrenz nichts anhaben kann oder dergl., weil ja ihre Kunden Migros auf ewig treu bleiben werden, egal was kommt, und damit den richtigen Zeitpunkt für den Turnaround, für Innovationen usw. verpasst (ähnlich wie Nokia bei den Handyherstellern; das sieht man auch zum Teil an den Umsatz-/Gewinnzahlen: bei Coop z.B. gehts stetig aufwärts, während es bei Migros eher nach unten geht; und auch an der Strategie: Coop z.B. fährt konsequent ihre Strategie mit ein par Anpassungen unterwegs (auf Markenprodukte setzen und eigene Günstiglinie ausbauen, vermehrt Bio-Produkte ins Sortiment aufnehmen, auf Lebensmittelunverträglichkeiten reagieren und dieses Sortiment ausbauen (laktose-/glutenfrei) und dergl.; bei Migros kommt's mir ein wenig so vor, als sei ihre derzeitige Strategie "einfach ein bisschen vor sich hin wursteln, die Kunden werden's schon schlucken, sind ja schliesslich bis zum Tod der Migros treu ergeben" und das Motto "Chaos über Alles", bewährte Produkte werden mit zum Teil haarsträubenden/mit den exakt den gleichen Argumenten und faulen Ausreden aus dem Sortiment genommen und durch Alternativen, welche aber für mich als Kunde überhaupt keine echten Alternativen sind, ersetzt, es werden neue Produkte ins Sortiment genommen, bei denen ich mich als Kunde frage, wessen Bedürfnis sie entsprechen sollen usw.; ich hab das Gefühl, die Migros-Bosse wissen selber nicht, was sie eigentlich wollen, einfach mal planlos drauf los wursteln, wird schon nicht schief gehen). Die "schleichende Verschlechterung" ist an mir als Migros-Kunde nicht vorbei gegangen, und ich bin nicht mehr bereit, so leid es mir für die Migros auch tut, auf meine Kosten mir so etwas bieten zu lassen (ich war seit Kindheit an ein riesen Fan der Migros, aber dieses Migros-Kind ist inzwischen weg).
Das mit dem Genossenschafter sein ist so eine Sache. Es ist zwar durchaus ein schönes Gefühl, dass man Genossenschafter der Migros ist; man fühlt sich schon irgendwie zugehörig und verbunden mit der Migros. Aber Fakt ist nun mal - genau so wie bei allen Unternehmen, ob börsenkotiert oder nicht -, dass auch bei der Migros nur die obersten Bosse des MGB das Sagen haben; die Genossenschafter haben da nicht viel/nichts zu melden, und Einfluss haben sie auch überhaupt keinen (was die Unternehmensstrategie, Produkteinführungen usw. betrifft). Das Highlight als Genossenschafter, wenn man so will, ist, dass man eine (wirklich sehr feine) gratis Schoggi erhält, wenn man die Abstimmungskarte abgibt (dieses Jahr fällt das wegen Corona aber leider aus). Dieses Genossenschafter-Sein ist für mich eigentlich total vernachlässigbar bzw. eine Farce; es ist nett, aber das war's dann auch schon. Als Aktionär einer AG hat man mehr Rechte als als Genossenschafter bei der Migros. Und etwas gar überspitzt (ironisch-zynisch) ausgedrückt: Das Klopapier, welches während des Lockdowns derart gehamstert wurde, ist wertvoller als der Genossenschaftsanteil...
Dass die Migros derart offensiv Werbung dafür macht, dass die Migros den Kunden gehört, ist eine gute PR-Strategie; die Marketing-Abteilung hat sich dabei schon was überlegt, denn mit diesem Zusammengehörigkeitsgefühl und "Eigentümer-Sein" kann man seine Kunden sehr gut erweichen, der Migros weiterhin treu zu bleiben (egal, was für eine seltsame/fragwürdige Strategie Migros gerade fährt); an das Solidaritätsgefühl appellieren ist immer gut, hat früher gut funktioniert und funktioniert vermutlich auch jetzt. Bei den meisten Kunden bzw. beim grössten Teil der Migros-Kunden scheint diese Marketing-Strategie offenbar zu ziehen/wirken, bei mir überhaupt nicht. Ich lasse mir nicht von der Werbung und vom Marketing vorschreiben, was oder wen ich gut finden und was ich kaufen soll usw. Ich bin ein sehr kritischer Konsument und stelle meine Nachforschungen bezüglicht Produkten, Preis/Leistungsverhältnis usw. selber an und entscheide dann selbst (und nicht weil die Werbung oder das Marketing toll sind), was ich kaufe oder welche Firma ich gut finde etc. Und wenn Produkte, Leistungen usw. über Jahre hinweg schlechter werden, dann ziehe ich eben als Konsument die Konsequenzen, erst recht, wenn's Konkurrenz gibt. Es ist mir bewusst, dass ich für Migros als Kunde sehr unwichtig bin und dass ich vermutlich auch nie etwas ändern wird, aber dass, was ich als Kunde selbst ändern kann, das ändere ich eben; auf alles andere habe ich als mickriger Genossenschafter eh keinen Einfluss...