Selbst wenn die Essigflaschen in der Schweiz produziert würden, wären sie nicht ökologischer als Mehrweg-Glasflaschen. Im wesentlich grösseren Deutschland wäre das möglich, in der kleinen Schweiz aber nicht.
Viele Verpackungen werden aufgrund der günstigeren Preise importiert, welche das jeweils genau sind ist aber nur schwer erkennbar oder nachvollziehbar, denn eingekauft wird oft bei Grosshändlern die selbst nichts oder nur wenig produzieren.
Bei den Getränkedosen ist es recht übersichtlich, praktisch alle Dosen die über mehr oder weniger als 0,25 Liter Inhalt verfügen werden importiert, zumeist bereits gefüllt aus Deutschland. 99% aller Getränkedosen stammen von der Firma Rexam (GB), die in D in drei Werken und in A und CH jeweils mit einem Werk (Fa Rauch, Red Bull) produziert. Das Recycling von Dosenschrott spart bei Aluminium 90–95%, bei Weissblech ca. 40% der Energie, die zur Neuproduktion des Metalls benötigt wird (Wikipedia). Die Produktion von Plastikflaschen ist weniger energieaufwändig und damit weiter verbreitet. Plastikflaschen und Aludosen wiegen wesentlich weniger als Mehrweg-Glasflaschen, haben aber einen nicht zu verachtenden Energiebedarf beim Recycling und den jeweiligen Transportwegen dafür. Plastikgebinde werden nur ein einziges Mal für Lebensmittel verwendet, daher müssen sie immer neu produziert werden. Alu- und Weissblechdosen können nach dem Einschmelzen erneut für Lebensmittel verwendet werden.
Es gibt diverse Studien in denen der Energiebedarf von Verpackungen untersucht wurde. Daraus geht hervor, dass Mehrwegglasverpackungen bei Transportwegen unter 400km ökologisch gesünder sind. Erst wenn ab Transportentfernungen von über 400km können Getränkedosen dem Mehrweg vergleichbare ökologische Wirkungsprofile erreichen. Im wesentlichen unterscheiden sich Plastikgebinde nicht sehr von den metallenen, denn die Bandbreite ist wesentlich höher. PE, PP, PS, EPS, PET usw. und viele unterscheiden sich noch in der Dichte was mit LD und HD (Low / High Destiny) abgekürzt wird. Nicht jede Kunststofffirma kann alle Sorten verwerten, die meisten sind spezialisiert, was weiter Transportwege beim recyceln bedeutet. Für Lebensmittelverpackungen wird aber kein Recyclingmaterial verwendet.
Zudem wird der überwiegende Anteil der Konsumverpackungen letztendlich verbrannt, was als thermische Verwertung bezeichnet wird. Es gibt zwar Betriebe die auch Plastik sortieren, aber erstens nicht viele und zweitens werden auch da nicht alle Kunststoffe der Wiederverwertung zugeführt. Bei den Wertstoffhöfen die es heute fast überall gibt, wird oft nur zwischen Folien und festem Plastik unterschieden. Bei einigen PET-Sammelstellen wird man darauf hingewiesen, dass Essig-, Speiseöl- und Weichspülerflaschen kein PET sind, weil Säuren, Öle und Fette jeglicher Art den PET-Rohstoff verunreinigen können. Im Aargau sind oft Gebührensäcke gebräuchlich, die mit allen Kunststoffen befüllt werden können. Selbst Radzierblenden, Wäscheklammern oder Gartenmöbelteile, die man andernorts gar nicht annimmt, können im Sack entsorgt werden. Das meiste davon wird kleingehäckselt und in Betonwerken, Müllverbrennungsanlagen oder anderen Industriebetrieben thermisch verwertet (verbrannt). Der geringste Teil wird wirklich recycelt, meist in Chemiepaletten die ihrerseits dann als Sondermüll enden. Die Plastiksorten in den Sammelcontainern sind eben zu vielfältig als dass man sie sinnvoll wiederverwerten könnte.
Plastik für Lebensmittel ist letztendlich nicht ökologischer als Alu oder Weissblech. Denn es zählt nicht nur die Energie der Produktion, sondern auch die Energie und der Transport wenn der Plastik von uns nicht mehr gebraucht wird, was aber leider immer unterschlagen wird. Eine PET-Flasche für Lebensmittel ist immer ein neues Produkt, das wenn es recycelt wird, nicht mehr für Lebensmittel eingesetzt werden darf. Bei der Produktion von lebensmitteltauglichen Plastik, wird meist auch die Herstellung und der Transport der Rohstoffe nicht energetisch berechnet.
Würde es sich bei dem Migros-Bio-Essig um ein Schweizer Produkt handeln, dann wären Mehrweg-Glasflaschen ökologisch sinnvoller, da es in der rund 300km breiten Schweiz kaum zu Transportentfernungen von über 400km kommen kann. Demnach liegt der Umstellung auf Kunststoff-Gebinde eher nicht die Ökologie sondern eher die Gewinnmaximierung des Konzerns zugrunde. Wer der Natur etwas gutes tun möchte, kauft höherprozentige Essigessenz im 5 Liter-Kanister und macht sich den Essig selbst. Das ist kein grosser Aufwand, es macht Spass und bereitet genussvolle, kulinarische Abwechslung.
Es grüsst das Migi-Frekel