Es nützt nichts hier deine erste Frage zu stellen, denn beim MGB weiss das keiner, das sind nur Bürohengste. Vermutlich weiss das noch nicht mal ein Verkäufer aus dem Gartencenter, die nehmen die Pflanzen ja nicht aus den Töpfen heraus.
Die meisten handelsüblichen Gartenerden bestehen überwiegend aus Torf oder haben einen beachtlichen Anteil an Torf. Deklariert ist das aber in den seltensten Fällen. Selbst Erden mit der Bezeichnung "Torffrei" enthalten Torf weil Ottilie-Normal-Hausfrau sonst zu schnell vertrocknete Blümchen hätte. Deswegen ist "torffreie" Erde meist gedüngt. Das heisst aber nicht, dass man nirgends torffreie Erde bekommt. Es ist aber einfacher die billigste Blumenerde zu kaufen und sie selbst so zu mischen, bis sie für die jeweiligen Bedürfnisse der Pflanzen optimal ist.
Bei Pflanzen in den Kübeln oder Containern im Gartencenter ist die Zusammensetzung der Erde oft unbekannt, weil die Center von verschiedenen Händlern beliefert werden und nicht oder nur selten von ein und der selben Gärtnerei. Kauft man heute Callas in SG, ZH, LU, BS, BE und GE haben alle sechs zwar die gleiche Verpackung wurden sehr wahrscheinlich aber von ganz verschiedenen Gärtnereien auf die Verkaufsgrösse aufgezogen.
Torf hat es in allen Töpfen, denn damit lässt sich die Feuchtigkeit besser steuern. Je nach Pflanze ist er entweder mit der Blumenerde gemischt, eher oben, nur am Rand oder im unteren Bereich des Topfs. Er ist aber nicht nur Feuchtigkeitsregulator sondern auch Dünger und oft das Depot für verabreichte Wachstumshormone. Mit etwas Garten-Erfahrung kann man anhand der Lage der Torfs im Topf einiges über die Pflanze und deren Aufzucht erfahren, doch präzise Erklärungen dazu würden den Rahmen hier sprengen.
Oft findet man in den Töpfen von gekauften Pflanzen auch Lavagranulat, dafür dann aber selten Torf. Die Steinchen dienen wie der Torf zur Feuchtigkeitsstabilisierung, versorgen die Wurzeln aber auch mit Sauerstoff und Natrium. Lava ist die natürliche Form von Seramis oder dem früher verwendeten Blähton, was beides für Grossgärtnereien zu teuer ist. Pflanzen aus Billigproduktionen haben nicht selten sowas wie Katzenstreu im Topf, was biologisch betrachtet nicht die schlechteste Methode ist, nur müffeln die halt gern und die Pflanzen kommen dann zumeist aus Treibhausplantagen. Bei Kräuterpflanzen findet man öfters Bimsstein und manchmal sogar Keiselsteinchen oder Ziegelscherben. All diese verschiedenen Zugaben in der Topferde haben eine oder mehrere Bedeutungen.
Wenn Torf im Garten richtig eingesetzt wird, dann spriessen und gedeihen die schönsten Pflanzen, aber es wäre schon gut, wenn man weiss was man tut und warum man es tut. Es wäre schlecht aus Unwissenheit Torf zu verurteilen oder gänzlich zu meiden. Wer aber unbedingt wissen möchte ob es im Topf der gekauften Pflanze Torf drin hat, der sollte sich ein ph-Messgerät zulegen und vorher einige Bücher zum Thema Boden und Substrat lesen. Anhand des gemessenen Werts, der Farbe und Konsistenz der Erde im Topf, zusammen mit dem Gewicht und der Feuchtigkeit, kann man bereits einige optische Rückschlüsse ziehen. Das ist alles keine Hexerei, dazu muss man noch nicht mal Gärtner sein, ich bin auch keiner. Aber man sollte Freude daran haben und Pflanzen lieben, sonst wird auch ein autodidaktes Studium zu einer faden Geschichte.
Zu deiner zweiten Frage:
Vor dem Torf musst du keine Angst haben. Wenn du einen Garten hast, der irgendwann mal, Vielleicht nach dem Hausbau, von einem Gärtner hergerichtet wurde, dann hast du schon Torf im Garten. Auch wenn du irgendwann mal Blumen- oder Gartenerde gekauft hast oder sie dir geliefert wurde, hast du Torf im Garten. Es gibt nur wenige Topfpflanzen die keinen Torf vertragen und die meisten Gemüsesetzlinge wurden in in Torftöpfchen gesäht. Aber das ist kein Grund zum verzweifeln. Ziehe im nächsten Jahr dein selbst Gemüse aus Samen und damit du bis dahin Torffreie Erde hast, kaufst du dir zwei Bokashi-Eimer. Diese Erde ist dann garantiert Torffrei.
Zu deinem Link:
Torfersatzprodukte sind nicht besser als natürlicher Torf, das ist lediglich ein Verkaufsslogan. Wie in dem Artikel zu lesen, bieten diese sogenannten Ersatzprodukte keinen guten Nährboden. Maisstroh, Holz-Häcksel oder Rindenkompost bestehen aus Zellulose, bieten selber keine Nährstöffe und müssen daher mit Landerde gemischt werden. Landerde ist nichts anderes als ein Teil des humosen Ackerbodens, in dem Agrarprodukte wachsen. Agrarboden wird gedüngt, hauptsächlich mit tierischem Dünger aber auch mit Pflanzlichem, der meistens grosse Anteile an Torf besitzt. Wie bereits in meinem ersten Beitrag hier angemerkt, wird Torf fast immer als Dünger deklariert. In den Mischungen hat man somit auch wieder Torf, meist Importierten.
Bei den Ersatzprodukten wird die Säure mit der Zersetzung der Zellulose im Substrat erreicht, hält aber nicht an und nachsäuern ist damit kaum möglich, kontrolliert schon gar nicht. Schön finde ich, dass man den Weihnachtsstern angesprochen hat, denn den anzuziehen ist wirklich keine Kunst. Diese sogenannten Ersatzprodukte sind für Topfpflanzen gedacht, wie den Weihnachtsstern, damit man mit geringen CO2 Werten werben kann. Ausserdem benötigen die Bauern, bis zu endgültigen Fall der Exportsubwentionen 2020, neue Märkte für ihre Produkte. Da kann der Versuch den Grossisten ein X für ein U vorzumachen nicht schaden. Am Ende ist der gelackmeierte aber wieder der Konsument, denn Torfersatzprodukte sind wirklich ein Fall für die Bio-Tonne. Für den Garten und für Moorbeete sind sie unbrauchbar.
Wer nicht glauben will, dass Torfersatzprodukte kein Ersatz für Torf sind, der soll die Migros dazu auffordern ihre geliebten Ölpalmmen darin zu pflanzen. Die benötigen drum die Torfböden von ehemaligem Regenwald um zu gedeihen und genügend Öl zu liefern. Ich bin ja gespannt, ob die Migros sich in 10 bis 20 Jahren ihrer Verantwortung stellt, wenn die Böden der Palmölplantagen ausgelaugt sind. Wer zugunsten kurzfristiger Gewinne, Raubbau an der Natur begeht, handelt unbesonnen. Aber das betrifft auch die Südostasiaten, die heute bereit sind, ihre üppige und prächtige Natur für eine Hand voll Dollar zu zerstören.